Samstag, 3. März 2007

Die Überheblichkeit des Vierrads

Ich bin ja nicht nur Autofahrer, ich fahre auch Rad. Denn mitunter ist man in der Stadt mit dem Drahtesel um vieles schneller, als mit der ollen Blechdose auf vier Reifen. Wären da nicht wieder ein paar äußerst zuvorkommende Mitbürger, die diese im Grunde zutiefst entspannende Tätigkeit zu einer regelrechten Qual machen.

Erst heute bin ich auf meinem Mountainbike durch die Straßen gejetet. Wohlgemerkt, ich fahre ein den allgemeinen Verkehrsvorschriften entsprechendes Vehikel, mit Klingel, Vorder- und Rückstrahler, Katzenaugen und funktionierenden Bremsen. Ich kurve also durch die Stadt, genieße das herrliche Wetter und trälere ein fröhliches Lied der Gruppe Queen. „I want to ride my bycicle, i want to ride my bike...“. Plötzlich aber schneidet mich ein Auto von links und drängt mich Richtung Randstein ab, sodass ich eine Vollbremsung hinlege, dass es nur so eine Art hat. Ich frage mich, ob Freddie Mercury je in einer Großstadt mit dem Fahrrad unterwegs war?

Eine unbekümmerte Arroganz steht dem Fahrer ins Gesicht geschrieben, die ich über seinen inneren Rückspiegel beobachte und mit einem bösen Blick und Kopfschütteln kommentiere. Sofort fällt mir ein Name für den Rüpel ein: „Arno, der Verdränger“. Dieser aber hat mich nicht einmal gesehen und steuert seine Rostschüssel noch weiter zum Gehsteig. Bei der nächsten Ampel überhole ich ihn rechts und schüttel erneut meinen Kopf. Der Fahrer grinst mich verständnislos an und gibt wieder Gas. Ich überhole ihn ein zweites Mal und setzte meine Fahrt exakt vor ihm fort. Nicht unbedingt, um ihn zu ärgern, eher weil für einen weiten Teil meiner restlichen Strecke am rechten Fahrbahnrand nun Kopfsteinpflaster beginnt.

Ich fahre also eine Weile am äußersten Rand des ebenen, glatten Straßenteils, so, dass wirklich jeder Autofahrer ohne Rücksicht auf den Gegenverkehr gemütlich an mir vorbeikommt. Aber was macht mein Freund von vorhin? Er hupt und langsam beginnt er mich zu nerven. Ich winke ihn vorbei, doch er hupt wieder. Aber nicht nur er. Auch die Autos hinter ihm haben mit einem durchaus rythmischen Hupchor begonnen. Soviel Dummheit muss bestraft werden, denke ich und ich drücke den kleinen roten Knopf an meiner Lenkstange. „Friss Dreck, Arno!“, sage ich leise und hinten sprudelt literweise Öl aus einer extra für solche Anlässe angebrachten Vorrichtung. TÜV-geprüft, versteht sich. Aber halt, Schluß mit den Tagträumerein. Ich lenke mein Bike in eine freie Parklücke und lasse ihn ziehen. Der Klügere gibt nach, wenn auch enttäuscht. Am Abend denke ich noch einmal zurück an mein Erlebnis mit Arno und krame aus meiner Videosammlung „Ben Hur“ heraus, ein Klassiker der „fahrenden Feindschaften“. Als Inspiration für einige Veränderungen an meinem schicken Fahrrad...

gump