Dienstag, 23. Jänner 2007

Die Absicht der Langsamkeit

Immer wieder passiert es mir, dass ich mich bei diversen Shoppingtouren einbremsen muss, weil mir irgendein Schwarm dahergelaufener Ebenfalls-Shopper vor die Füße läuft. Und das meistens genau dann, wenn ich selbst gerade so schön im Gleichschritt über die Einkaufsstrasse trotte. Meistens fällt mir dabei eine Textpassage der deutschen Indie-Rocker Tocotronic ein, die in einem ihrer Songs die völlig berechtigte Frage stellen: „Gehen die Leute auf der Strasse eigentlich absichtlich so langsam?“. Und ich stelle mir diese Frage auch!

Was aber ist der Grund für dieses nervenaufreibende Verhalten?

Liegt es vielleicht daran, dass ich schlicht zu schnell für diese Welt bin? Oder gibt es Leute, die sich mit Absicht der Langsamkeit verschrieben haben, um ihre Mitmenschen zu provozieren? Und gerade als ich der Beantwortung dieser Fragen auf den Zahn fühle, latscht mir jemand direkt von hinten in mein Kreuz.

Gehöre ich etwa auch zu denen? Bin ich ein Teil dieser, sich gegen alle Geschwindigkeit verschworenen, Bewegung? Ich verweile einen kurzen Augenblick an Ort und Stelle, um mir diese Gedanken durch den Kopf gehen zu lassen. Aber kaum komme ich wieder zu mir, da pöbelt mich schon der nächste an: „Kannst du nicht schneller gehen?“.

Völlig verunsichert setzte ich mich ins nächste Kaffee, um neuen Mut zu tanken und anschließend auf dem kürzesten Weg ins traute Heim zurückzukehren. Auf dem Weg dahin, getrieben von ungebändigter Wut und purem Selbsterhaltungstrieb, hat sich nichts geändert. Der gleiche schlurfende Mob, der mir noch vor wenigen Minuten das Leben zur Hölle gemacht hat. Erneut fällt mir eine Textzeile von Tocotronic ein, die da lautet: „Jetzt geht wieder alles von vorne los“. Diesmal allerdings finde ich mit meinem kleinen, unbedeutenden Problem ab und füge mich der Masse, um ein Teil von ihr zu werden.

gump

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