Freitag, 26. Jänner 2007

Die Ästhetik des Unbedruckten

Selten, aber doch raffe ich mich dazu auf mich neu einzukleiden. Meistens dann, wenn ich eigentlich gar keine Lust dazu habe. Dennoch verspüre ich jedoch in regelmäßigen Abständen den Drang mich selbst in stundenlange Entscheidungskämpfe zwischen zwei verschiedenen Pullis oder T-Shirts zu verwickeln, um mich auf eine recht oberflächliche Art selbst zu erneuern. Und immer wieder fällt mir folgendes auf: es gibt kaum einen Laden, der sich auf meinen Geschmack spezialisiert hat. Und das, obwohl es so einfach wäre. Ich weiß nicht, wie es ihnen geht, aber ich bevorzuge simple, einfärbige Kleidung, deren Schönheit sich durch das Fehlen eines Aufdrucks offenbart. Modedesigner sehen das offensichtlich anders.

Denn kaum ein Kleidungsstück verfügt heutzutage mehr über diese schlichte Eleganz, die ein einfaches Schwarz oder ein farbenfrohes Rot ausstrahlt. Überall springen einem diese schrecklichen Schriftzüge und Bilder ins Auge und aufgenähte Trademarks in überdimensionaler Größe lassen mir das Mittagessen hoch kommen. Seien sie ehrlich? Gefallen ihnen bedruckte T-Shirts? Oder bin ich auf dieser Welt der einzige Verfechter bodenständiger Dresscodes? Nein. Gott sei Dank!

Neben mir schieben zwei junge, weibliche Fashionvictims Kleiderbügel für Kleiderbügel zur Seite, um ein passendes Modell für ihre Ansprüche zu finden. Plötzlich hören meine spitzen Ohren folgenden Satz: „Das Leiberl wär echt cool, aber immer schreiben`s so einen Scheiss drauf. Schade!“. Der Tag ist gerettet, die unbrauchbaren Aufdrucke haben verloren. Und eines Tages werde ich selbst zur Tat schreiten, und meine eigene Kollektion auf den Markt schmeißen. Marke unbedruckt! Bis dahin werde ich mich allerdings mit der stumpfsinnigen Spruch-Ästhetik abfinden müssen, wie ich es vor wenigen Tagen mit dem Kauf eines bedruckten T-Shirts schon versucht habe. Darauf stand auf türkisem Hintergrund in großen, orangen Lettern: The End.
gump

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